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30. Mai 2022

QMS & Co. – Wie gut sind Österreichs Lehrer?

Vor ungefähr einem Jahr wurden Österreichs Lehrkräfte von ihren Schulleitungen aufgefordert eine sehr umfangreiche Selbsteinschätzung mit vielen Fragen über die Qualität an ihrem Standort abzugeben. QMS (Qualitätsmanagement an Schulen) ersetzte ab Herbst 2021 SQA (Allgemeinbildung) und QiBB (Berufsbildung) an allen Schultypen. Doch erst jetzt kommt nach Covid etwas Schwung in die Sache.

Vor ungefähr einem Jahr wurden Österreichs Lehrkräfte von ihren Schulleitungen aufgefordert eine sehr umfangreiche Selbsteinschätzung mit vielen Fragen über die Qualität an ihrem Standort abzugeben. QMS (Qualitätsmanagement an Schulen) ersetzte ab Herbst 2021 SQA (Allgemeinbildung) und QiBB (Berufsbildung) an allen Schultypen. Doch erst jetzt kommt nach Covid etwas Schwung in die Sache.

 

Was ist das Ziel? In den Mittelpunkt der Arbeit sollen das Lernen sowie die Schülerinnen und Schüler an den einzelnen Schulstandorten gestellt werden, wobei die Kooperation der Unterrichtenden durch Teamarbeit gestärkt werden und dadurch professionelle Unterrichtsentwicklung ermöglicht werden soll. Als weiteres Argument wird die Entlastung der Einzelnen durch die kollegialen Hilfestellungen angeführt.

 

QMS hat zwei Funktionen: die Qualitätsentwicklung und die Qualitätssicherung. Die Notwendigkeit der Qualitätsentwicklung ist aus unserer Sicht klar, die der Qualitätssicherung ist bei näherem Hinsehen hinsichtlich der Zielrichtung mit Vorsicht zu betrachten. All drei Perspektiven (Schulorganisation, Lehrerteams, Einzel-Lernende) definieren den Zweck mit Selbstvergewisserung und Rechenschaftslegung gegenüber anderen. Das können dabei die Schulpartner, die Schulaufsicht, Vorgesetzte, das Kollegium und die Öffentlichkeit sein.

 

Grundsätzlich ist ein zielorientiertes Qualitätsmanagement in allen öffentlichen und privaten Institutionen eine Notwendigkeit und professionelles Personal, das erfolgreich an gemeinsam formulierten Zielen arbeitet, letztendlich für den gemeinsamen Erfolg eines Unternehmens verantwortlich. Im Falle der Lehrkräfte soll die fachbezogene, didaktische, kommunikative, soziale und digitale Kompetenz optimiert werden, um so auf die veränderten Bedürfnisse der Zielgruppe der Lernenden (und Eltern) eingehen zu können und der Öffentlichkeit (Ministerium, Bildungsdirektionen, Steuerzahler) Rechenschaft ablegen zu können. Auf der Homepage des Bundesministeriums finden sich Beispiele für Schulentwicklungspläne (ca. 8 Seiten pro Plan) mit einer schriftlichen Vereinbarung zwischen Schulleitung und Schulaufsicht bezüglich der Ziele. Dieses QMS dürfte die erste Phase der Schulautonomie an Österreichs Schulen einleiten, von der wir seit Beschluss der Schulrechtsreform noch nicht viel mitbekommen hatten. Ganz im Gegenteil: eine Verordnung nach der anderen von oben bestimmten den Ablauf – ohne nennenswerte Selbstbestimmungsmöglichkeiten.

 

Verbesserte Qualität an Schulen insgesamt, höhere Leistungsbereitschaft unter den Lernenden – das wünschen wir uns alle. Die Frage der Kontrolle ist jedoch keine unermessliche. Direktoren, die das Qualitätsmanagement an ihre jeweiligen Fachgruppen auslagern und theoretische, bürokratische Pläne erstellen lassen (welche in den Schubladen der Bildungsdirektionen gehortet werden), werden vielerorts nach wie vor nicht nach objektiven,  professionellen Kriterien und auf ihre Managementfähigkeiten hin ausgewählt. Damit diese ambitionierten Pläne auch funktionieren, bedarf es aber einer exzellent geschulten Schulleitung und Schulaufsicht, die sich auch die Mühe macht, Lehrerteams moralisch und fachlich zu unterstützen, Prozesse professionell zu begleiten, die Pflichten der Lernenden einzumahnen und wenn notwendig, die Eltern in ihre Pflicht zu nehmen etc. Österreichs Lehrer leisten großteils sehr ambitioniert sehr viel und sind auch teamfähig - bei einzelnen „schwarzen“ Schafen wird „oben“ meist weggesehen, Verweigerern passiert meist nichts. Das sollte geändert werden.

 

Wir brauchen keine aufgebauschte Bürokratie, aber Unterstützung der Öffentlichkeit und eine veränderte Sicht gegenüber dem, was Schule und Lehrer leisten. Supportpersonal an die Schulen zu bringen, damit wir unseren pädagogischen Pflichten bestmöglich nachkommen können, ist ein Gebot der Stunde!

Wir freiheitlichen Lehrer stehen für Transparenz und Leistung – aber nicht für unsachliche und subjektive Agitation sowie Lehrer-Bashing! Schulen sind keine Dienstleistungsbetriebe wie Hotels und Gastgewerbebetriebe, wie vielfach kolportiert – sondern Bildungseinrichtungen, die das bestmögliche für die Schülerinnen und Schüler bieten sollten, jenseits von politischen und gesellschaftlichen Vereinnahmungen. Leistung und Qualität ja – aber mit Augenmaß und Weitblick und mit so wenig Bürokratie wie möglich.

Damit der Fokus wirklich auf die Lernenden gerichtet werden kann, denen wir den Weg in eine erfolgreiche Zukunft weisen wollen. Motivation unter den Lehrenden (im und ohne Team) hängt aber auch stark von den Rahmenbedingungen ab, die leider vor allem im Pflichtschulbereich in den Ballungsräumen sehr herausfordernd sind. Da gäbe es ebenfalls viel zu tun, was schulautonom nicht lösbar ist!  (29.5.2022)

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